Wie viel Rechenleistung braucht der Mensch? - Laptopedition
Ultrabooks und Kleinstrechner werden immer beliebter. Aber kann auch ich, der i7-QuadCore-mit-Hyperthreading-User auf ein Ultrabook umsteigen? Ist die Leistung ausreichend oder komme ich an Grenzen?
In dem Artikel soll es nicht um die, doch schon respektablen Preise oder dedizierte Hersteller gehen, sondern ganz allgemein: wie viel Rechenleistung brauche ich wirklich?
Da mein aktuelles Notebook (ASUS X5MSN) nun fast 5 Jahre alt ist, es optisch und mobilitätstechnisch nicht mehr mit den aktuellen Modellen mit halten kann, habe ich mich entschlossen etwas Neues zu kaufen. Natürlich buhlen alle Hersteller um die Gunst der Kunden und loben ihr Produkt in den Himmel und darüber hinaus. Deshalb ist es wichtig sich klar zu sein, was man will und vor allem was man braucht. Mein alter ASUS würde mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit noch mindestens 3 Jahre, wenn nicht sogar länger, von der Leistung her ausreichen, aber man sollte die psychologische Obsoleszenz nicht außer Acht lassen. Mit einer Auflösung von 1366×768 bei 15,6" lockt man schon lange keinen mehr hinter dem Ofen hervor. Wenn dann der Akku nur noch rund zwei Stunden hält und alles ein Gewicht von etwa 3kg ohne Netzteil hat, steht der Entschluss doch bald fest. Aber was sagen die inneren Werte? Ein i7 2630QM (4 Cores, 8 Threads, 6MB Cache), 16GB RAM und eine 256GB SSD geben genug Power für den Alltag und noch weit darüber hinaus. Die verbaute Grafikkarte GT550M habe ich, seit ich ausschließlich unter Linux unterwegs bin, nie wieder in Aktion gebracht und immer nur mit der Onboardkarte von Intel gearbeitet. Also sagt die Bestandsaufnahme: Leistung satt, aber für unterwegs unbrauchbar. Aber braucht man die Leistung wirklich oder ist das alles nur getreu dem Motto "Weil's geht"?
Doch was versteht man gemeinhin unter Leistung? Grob gesagt: wenn man einen Laien fragt, geht es nur darum, dass alles auch bei ein paar mehr offenen Anwendungen flüssig läuft und dass der Boot-/Shutdown-Vorgang nicht ewig dauert. Bei der Frage nach den ausschlaggebenden Komponenten kommen immer wieder die beiden üblichen Verdächtigen vor: Prozessor und Arbeitsspeicher. Doch ist das wirklich so? Im Regelfall nicht. Aktuelle, selbst "low End"-Prozessoren, wie beispielsweise Intel Pentium oder Core i3 sind für den normalen Nutzer völlig ausreichend, können Office Workload und sogar moderate Spiele (gegebenenfalls mit dedizierter Grafikkarte) durchaus gut verkraften. Auch beim RAM müssen es nicht die 16GB sein. Selbst Mid-Range Gaming Notebooks werden sehr oft "nur" mit 8GB RAM angeboten. In den Discounter-Prospekten finden sich durchaus noch genug Laptops, die lediglich 4 GB RAM haben. Also was dann? Nun, die Festplatte ist meist die Bremse des Systems. Interne Festplatten mit einem oder zwei TB werden in der Regel inflationär verbaut und dann wird auch peinlich genau darauf geachtet, die langsam drehenden Platten zu verbauen, um den Kunden den "Stromsparer" schlechthin anzupreisen, aber am Ende doch nur Geld zu sparen. Eine SSD kann für die spürbare Leistung weit mehr bringen, als 16GB RAM oder 2 Kerne mehr. Oft liegt "mangelnde" Leistung aber nicht an der Hardware, sondern an der Software und falschem Userverhalten. Wenn ich meine 3GB Excel Tabelle mit 593 Makros in einem Programm öffne, welches in keinster Weise von mehr als einem Kern profitiert, mache ich grundsätzlich etwas falsch. Denn in dem Fall wird mir ein i7 und 32GB auch nicht die Leistung bieten, die ich mir erhoffe. Auch HD-Videos mit 1080p oder 720p, ja selbst 4K, sind kein Voodoo mehr. Alle halbwegs aktuellen Grafikkarten und Onboard-Chips der letzten 5-7 Jahre unterstützen den h264 Codec, welcher der Standard für HD-Videos ist und aktuelle Grafikkarten auch den Nachfolger h265 (seit ca. 1-2 Jahren). Da muss keine CPU mehr das Dekodieren übernehmen und unter Last keuchen. Die Dekodierung ist quasi in Hardware gegossen und stellt ressourcentechnisch keine Herausforderung mehr dar. Eine weitere interessante Frage stellt sich ebenfalls seit Jahren: wo arbeite ich? Benutze ich wirklich noch mein Gerät oder ist es nur noch das Verbindungsglied zwischen mir und der Cloud. Laufen Office oder Photoshop wirklich noch auf meiner Hardware oder da wo es mich gar nicht mehr interessiert? Wie lokal sind meine Anwendungen wirklich noch beziehungsweise nutze ich andere, externe Rechenleistung?
Am Ende ist der Kauf eines Notebooks wie jeder Andere auch. Es gibt viele Gründe etwas zu kaufen, oder eben nicht. Aber sich über gewisse Dinge klar zu sein kann helfen, das Richtige(re) zu finden und vielleicht mit etwas glücklich zu werden, auch wenn man es im ersten Moment nicht in Betracht gezogen hat.
Am Ende habe ich mir das DELL XPS13 late 2015/2016 Modell mit 8GB RAM und 256 GB SSD gekauft. Beim Prozessor war die Wahl ein i5 oder i7 als Lowpower-Version. Ich hab den i7 genommen. Warum? Weil's geht und nicht immer und ausschließlich die Vernunft gewinnt.
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